Diskussionsgrundlage schaffen!

Erklärung der Esso Initiative zur aktuellen Diskussion über das von der Politik in Auftrag gegebene Gutachten

19.01.2013


Hamburg, den 17.01.2013: Am 11.01.2013 berichtet das Hamburger Abendblatt über das in Auftrag gegebene Gutachten zum Zustand der ESSO-Häuser [www.abendblatt.de/Keine-Chance-fuer-die-Esso-Haeuser]. Zu der Berichterstattung und der aktuellen Diskussion über das von der Politik in Auftrag gegebene Gutachten erklärt die Initiative ESSO-Häuser folgendes:

  • Anders als von der Bayerischen Hausbau immer wieder behauptet, gibt es zum Zustand der Häuser kein tragfähiges Gutachten. Der Investor hat lediglich Expertisen auf Basis von einzelnen in Augenscheinnahmen vorgelegt.

  • Ende 2011 gab es bei dem von der ESSO Initiative einberufenen Runden Tisch einen einvernehmlichen Beschluss aller Beteiligten, ein unabhängiges Gutachten zur Standfestigkeit der Häuser anzufertigen. Die Bayerischen Hausbau sagte in diesem Zusammenhang zu, die Kosten hierfür zu übernehmen.

  • Mit ihrem Ausstieg aus dem Dialog und der einseitigen Verkündung des Abrisses Anfang 2012 hatte sich das Thema Gutachten und die Frage, wie eine stadtteilverträgliche Lösung aussehen könnte, für die Bayerische Hausbau wohl erledigt.

  • Dennoch haben wir von der Initiative ESSO-Häuser uns, wie am Runden Tisch vereinbart, weiterhin gemeinsam mit der Politik darum bemüht, einen Kompromiss für den Gutachterauftragstext zu finden.

  • Als wir im Herbst erfuhren, dass das Bezirksamt nun das weitere Verfahren eigenmächtig übernehmen würde, waren wir zunächst skeptisch. Das ernsthafte und um Neutralität bemühte Auftreten des beauftragten Architekturbüros lässt uns aber hoffen, dass wir mit diesem Gutachten eine fundierte Diskussionsgrundlage erhalten.

  • Wir erwarten uns von dem Gutachten Klarheit über den baulichen Zustand der Häuser und die fachliche Basis für eine Diskussion, wie sich vor dem Hintergrund der sozialen Erhaltungsverordnung die Interessen der MieterInnen und des Stadtteils mit denen des Investors ausbalancieren lassen.

  • So schade es ist, dass die Bayerische Hausbau nicht zu ihrer Zusage steht, das Gutachten zu bezahlen, widersprechen wir doch energisch der in den Medien verbreiteten Behauptung es sei ein Unding, hier in einen "Privatstreit" öffentliche Gelder hineinzustecken. Die Frage in welche Richtung sich St. Pauli in den nächsten Jahren entwickelt, wer hier wohnen oder Gewerbe treiben kann und wer verdrängt wird, entscheidet sich zu einem wesentlichen Teil an diesem Grundstück. Der Konflikt um die ESSO-Häuser ist alles andere als privat!

  • Wir glauben, die Zeit in der hier Investorenpläne einfach so durch gewunken werden, ist vorbei. Die BewohnerInnen dieses Viertels lassen sich das nicht mehr länger bieten. Zumindest die meisten BezirkspolitikerInnen scheinen das erfreulicherweise verstanden zu haben.

Jenseits unserer Klarstellungen zum Gutachterprozess verweisen wir erneut darauf, dass es Alternativen zum Abriß gibt. Der Gedanke, es gäbe keine alternativen Lösungen, ist angelernt. Beispiele wie die des Pariser Architekturbüros Lacaton/Vasall zeigen, dass es auch anders geht und Abriss mitnichten per se wirtschaftlicher ist. Projekte wie die Sanierung des ebenfalls Anfang der 60er Jahre gebauten Tour Bois-le-Prêtre in Paris sind in der Umsetzung sogar weitaus kostengünstiger ausgefallen. Die BewohnerInnen planten mit und mussten ihre Wohnungen während der Arbeiten nicht verlassen. [www.baunetz.de/DAM_Frankfurt]

Auch in Deutschland - beispielsweise in Freiburg - gibt es Beispiele für gelungene, preiswerte und zudem nachhaltige Sanierungen ähnlicher Gebäude. DIE ZEIT schreibt dazu: "Früher hässlicher Betonklotz, heute strahlendes Vorbild: In Freiburg steht "Buggi 50", das erste energetisch sanierte Passivhochhaus der Welt [www.zeit.de/U-Passivhochhaus]. Und auch der deutsche Pavillon auf der Architekturbiennale in Venedig stand unter dem Motto „reduce-reuse-recycle“ [www.reduce-reuse-recycle.de] und machte damit deutlich, dass das Abrissdogma die Ideologie von gestern ist.

Download der Pressemitteilung als pdf hier