Presseerklärung der Initiative Essohäuser zum Wettbewerbsergebnis

23.09.2016

 

Wie wird das „ESSO-Gelände“ in Zukunft aussehen? Wer wird dort wie wohnen können? Was wird mit Zlatkos „Planet Pauli“? Wo bleibt das Molotow? Und was ist aus den ganzen Vorschlägen und Forderungen von Bewohner_innen und Stadtteilinitiativen geworden?

Diese Fragen lassen sich nach der gestrigen Jurysitzung zum Hochbaulichen Wettbewerbsverfahren nun klarer beantworten. Entschieden wurde über die konkrete Gestalt der Gebäude, ihre Grundrisse und was genau wo gebaut wird. Wir sind positiv überrascht von den Entscheidungen der Jury und begrüßen die getroffene Auswahl. „Ich freue mich sehr, dass die erstplatzierten Entwürfe sich architektonisch was trauen, das zu St. Pauli passt. Trotz der insgesamt zu hohem Baumasse wird man nicht von einer Einheitsfassade erschlagen, sondern es gibt eine bewegte Formsprache mit Brüchen und Unterschiedlichkeiten. Vieles, was wir als „St. Pauli Code“ bezeichnen, wie zum Beispiel die Kleinteiligkeit und Nutzungsmischung wurde umgesetzt“, so Sabine Stövesand, Anwohnerin, Jurymitglied.

Positiv ist auch, dass die Wohnungsgrundrisse, vor allem im Bereich der Baugemeinschaften und des sozialen Wohnungsbaus, Flexibilität ermöglichen, es einen großen Anteil an halbwegs bezahlbaren Wohnungen geben wird, öffentliche und Gemeinschaftsflächen sowie vielfältige Dachnutzungen (Skatebahn, Basketball, Garten) vorgesehen sind. Gewerbe, das sich nicht nur auf den Tourismus ausrichtet, sondern auch auf alltägliche Bedarfe der Bewohner_innen inklusive preisgünstigerer Flächen für soziale Einrichtungen und subkulturelle Nutzungen sind nun fest eingeplant und haben einen Ort. Das Molotow kann an den angestammten Platz und auf eine größere Fläche zurückkehren.

Unklar ist, und das ist einer der noch ungelösten und dringlichen Punkte, wo der Gastronom Zlatko Bahtiarevic mit seinem „Planet Pauli“ wieder einen Platz finden wird. Er und seine Familie verloren mit dem Abriss der Häuser die Existenzgrundlage. Herr Bahtiarevic hatte sich von Beginn an in der ESSO Häuser Initiative engagiert. „Ohne die Arbeit und den langen Atem, ohne die Vorschläge und Kritik seitens der Bewohner_innen und Nachbar_innen hätte es den ganzen Planungsprozess, der nun von vielen Seiten als sehr gelungen hervorgehoben wird nicht gegeben“, so Jenny Maruhn, Anwohnerin, Jurymitglied. Gegen enorme Widerstände wurden das Rückkehrrecht der Bewohner_innen und die Beteiligung an der Neuplanung des Geländes, der Verzicht auf den Bau Eigentumswohnungen und die Erhöhung des Anteils an Sozialwohnungen über den stadtüblichen Drittelmix hinaus erreicht.

Ungeklärt ist nach wie vor auch die Bindungsdauer der Sozialwohnungen. Die INITIATIVE ESSO HÄUSER setzt sich für eine langfristige Bindungsdauer weit über die üblichen 15-20 Jahre hinaus ein. Wir werden den weiteren Prozess kritisch und engagiert begleiten, damit im Dickicht von Umsetzungs- und Bauverordnungen und unterschiedlichen Interessen die Ideen, Forderungen und Wünsche aus dem Stadtteil nicht unter die Räder kommen oder zur Unkenntlichkeit kleingearbeitet werden. Dazu ist es wichtig, dass die PlanBude als Sachwalterin des Beteiligungsprozesses weiterhin an den nun kommenden Themen und Entscheidungen beteiligt wird.

 

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