Widerstand und eigene Ideen entwickeln lohnt sich!

Die Initiative ESSO-Häuser begrüßt das Ergebnis des städtebaulichen Wettbewerbs zum ESSO-Häuser-Gelände

23.09.2015

 

Am Montag dieser Woche hat eine Jury über den städtebaulichen Entwurf zum ESSO-Häuser-Gelände entschieden. An der Jurysitzung nahmen auch Vertreter*innen aus Stadtteilinitiativen und -vereinen teil und brachten ihren Blick auf die architektonischen Entwürfe ein.
Nach der Bürger*innenbeteiligung durch die PlanBude und deren Umsetzung in der Auslobung ist nun ein weiterer wichtiger Schritt getan hin zu einem Neubau auf dem Gelände der ESSO-Häuser, der zu St. Pauli passt und die Bedürfnisse seiner Bewohner*innen aufnimmt.
Der Siegerentwurf von NL Architects/BeL (Amsterdam/Köln) zeigt eine aufgelockerte, abwechslungsreiche Bauweise, was bei der hohen Baumasse dadurch erreicht wird, dass manche Teilbauten in die Höhe gehen – und dass nicht die kompletten 28.000 m² verplant wurden.

Wir begrüßen es, dass der prämierte Entwurf von NL Architects/BeL den „St. Pauli Code“ in seinen unterschiedlichen Facetten sehr gut umsetzt: kein durchdesignter Architekturklotz, sondern ein kleinteiliges Gesamtkonzept, das Aneignungsmöglichkeiten bietet, Durchwegung des Geländes, zahlreiche öffentlich nutzbare Flächen, Einbeziehung der vielen Wünsche für die Dachgestaltungen, hoher Anteil von Wohnungsbau.

Positiv sehen wir auch, dass es neben den ebenfalls prämierten Büros Coido Architects und Feld 72 Architekten auch die Büros Lacaton & Vassal und IFAU/Jesko Fezer sein werden, die ihre Vorschläge für den Bereich Wohnen in den hochbaulichen Wettbewerb einbringen werden.

Die Jurymitglieder aus den Stadtteilinitiativen - Sabine Stövesand, Jenny Maruhn (Initiative ESSO-Häuser/SOS St. Pauli), Christiane Hollander (MhM) und Oke Göttlich (FC St. Pauli) stehen hinter dieser Entscheidung. Christiane Hollander: "Wir freuen uns sehr, dass der Entwurf, der den St. Pauli Code am besten umsetzt, gewonnen hat und Unterstützung von weiteren Architekturbüros erhalten wird, die für interessante Inhalte stehen."

Paradox ist es schon, dass - ähnlich wie beim Park Fiction oder dem Hafenkrankenhaus - dieses gute, nun von allen Seiten getragene Ergebnis auf einem jahrelangem Kampf gegen die ursprünglich dort vorgesehene Bebauung und für eine andere, demokratische Stadtplanung beruht. Denn ohne die Konfliktbereitschaft, die phantasievollen, entschlossenen Aktionen und starken Proteste sowie die enorme Ausdauer und Hartnäckigkeit von - mittlerweile ehemaligen - Mieter*innen, Nachbar*innen, Aktivist*innen aus dem Stadtteil und darüber hinaus wäre es gar nicht zustande gekommen.

Dazu Birgit Otte von der Initiative Esso-Häuser: „Die Bürger*innenbeteiligung, die grundlegend in die Auslobung zum städtebaulichen Wettbewerb eingeflossen ist, ist nicht vom Himmel gefallen und wurde auch nicht vom Bezirksamt und Bayerischer Hausbau initiiert. Schon im Oktober 2011 forderten St. Paulianer*innen mit dem „12-Punkte-Plan“ gegen Gentrifizierung eine Stadtplanung von unten. Aus einer weiteren Stadtteilversammlung - St. Pauli selber machen - im Februar 2014 ging die AG Planung ESSO-Häuser-Gelände hervor. Mit einigen Aktivist*innen aus der Initiative ESSO-Häuser und SOS St. Pauli entstand daraus schließlich die PlanBude.“

Mit diesem Juryurteil ist ein wichtiger Meilenstein gesetzt, aber der Prozess noch lange nicht zu Ende. Von daher konstatiert Sabine Stövesand, Anwohnerin und Mitglied der Initiative ESSO-Häuser: „Wir werden die Entwicklungen auch weiterhin aktiv und kritisch begleiten. Denn der städtebauliche Wettbewerb ist nur der Anfang. Die nun folgenden Konkretisierungen, zum Beispiel, ob es nachhaltige und lange Bindungen für den sozialen Wohnungsbau dort gibt, und die reale Umsetzung sind entscheidend.“

 

Download der Pressemitteilung als pdf hier