Wir nennen es PlanBude!

Pressemitteilung inkl. Präsentation des Planungsprozesses

24.04.2014

Wird sich mit der Neuplanung der ESSO-Häuser die Zerstörung und Verödung St. Paulis am Spielbudenplatz fortsetzen? Die BewohnerInnen aus St. Pauli wollen die Beantwortung dieser Frage weder Investoren noch städtischen PlanerInnen allein überlassen. Dies haben die 400 BesucherInnen der Statteilversammlung „St. Pauli selber machen“ am 8.Februar 2014 in ihrer „Ballsaal-Resolution“ mehr als deutlich gemacht. Die daraus hervorgegangenen Arbeitsgruppen haben seitdem zusammen mit den Initiativen aus dem Stadtteil Ideen entwickelt, wie das lokale Wissen in die Planung einfließen kann – und sind mit dem Bezirk im Gespräch über die Umsetzung dieses partizipatorischen Prozesses.


Todesstoß oder Kehrtwende für den Kiez
Das, was auf dem ESSO-Häuser-Gelände geschieht, wird einen der wichtigsten Orte in Hamburg überhaupt prägen. Kettengastronomie von der Stange und Luxuswohnen für Besserverdienende oder bezahlbare Mieten und Nischen für Subkultur – das, was auf dem ESSO-Areal gebaut wird, kann entweder der Todesstoß oder eine gelungene Kehrtwende in der weiteren Entwicklung St. Paulis werden. In der Auseinandersetzung um Gentrifizierung, bezahlbare Mieten und die wachsende soziale Spaltung der Städte sind die ESSO-Häuser längst zum Symbol für neoliberale Stadtentwicklung und den Ausverkauf innerstädtischer Wohnquartiere an profitorientierte Immobilienunternehmen geworden.

Der aufzustellende Bebauungsplan ist also von allerhöchstem öffentlichem Interesse. Ohne das geballte Wissen des Stadtteils lässt sich diese enorme Aufgabe nicht bewältigen. Hier braucht es einen partizipatorischen Planungsprozess, der mehr ist als eine Beteiligungsshow, der die Ideen und Wünsche aus dem Stadtteil verbindlich mit einbezieht. „Der Bezirk und die Stadt haben jetzt die Chance, ein städteplanerisches Modellprojekt mit Signalwirkung auf den Weg zu bringen: An der Reeperbahn könnte mit Beteiligung des Stadtteils etwas sozial Beispielhaftes und Glamouröses, etwas Aufwertungsentschleunigendes und langfristig Interessantes entstehen.“, sagt Christoph Schäfer, St. Paulianer, Künstler und Park-Fiction-Mitinitiator.

Mehr als eine Beteiligungsshow
In ersten Gesprächen haben Initiativen und Bezirk Einigkeit darüber erzielt, dass die Beteiligung der Bevölkerung bereits vor der Auslobung des Städtebaulichen Wettbewerbs organisiert werden muss - da bereits auf dieser ersten Planungs-Stufe die entscheidenden Stellschrauben gesetzt werden. „Sollten die Ergebnisse dieses Planungsprozesses von unten verbindlich und nicht nur als Fußnote in den Auslobungstext eingehen, wäre das ein wesentlicher Schritt nach vorne" sagt Volker Katthagen, Nachbar, Urbanist und Architekt.

Wir nennen es Planbude
Unter dem Titel „PlanBude“ entwickelt ein interdisziplinäres Team lokaler ExpertInnen derzeit zugängliche Planungstools. Denn trotz der Komplexität der Bauaufgabe soll die Schwelle zur Teilnahme möglichst niedrig sein, damit alle sich beteiligen und ihr Wissen in den Planungsprozess einbringen können. „Nur wenn es klappt, Beteiligung und Mitsprache durch alle Leistungsphasen des Projekts hindurch zu gewährleisten, können die AnrainerInnen Vertrauen in die Stadtplanung gewinnen", gibt der planungserprobte Christoph Schäfer zu bedenken.

Neben der öffentlichen PlanBude vor Ort sind baustellenbegleitende Vorträge, Ausstellungen, Workshops und Planungsfeste angedacht. Christina Röthig von der GWA St. Pauli: „Ein solches Planungverfahren würde gewährleisten, dass sich auch die ehemaligen BewohnerInnen der Häuser in den Prozess einbringen können und die Interessen von Menschen aus dem Stadtteil berücksichtigt werden, diemit den üblichen Beteiligungsverfahren nicht erreicht werden.“
Neben diesen spielerischen Planungselementen soll ein Runder Tisch mit Bezirk und zuständigen Fachbehörden, NachbarInnen und Initiativen die politischen und städtebaulichen Rahmenbedingungen diskutieren, verhandeln und entscheiden.

Interaktive Baustellenbegleitung
In der Presse war bereits zu lesen, dass es Ideen für eine Zwischennutzung rund um die Baustelle gibt. Zwischennutzungen, Bauzaungestaltungen und Baustellenbespielung verstehen die Initiativen im Stadtteil jedoch bereits als einen Teil des Planungsprozesses. Deshalb sollten diese inhaltlich, formal und verfahrenstechnisch am Runden Tisch verhandelt werden. „Vor allem muss dort sofort eine attraktive Anlaufstelle mit Planungscontainern für den Prozess aus dem Stadtteil geschaffen werden" sagt Lisa Zander, Anwohnerin, Architekturstudentin und aktiv in der AG Planung, „und die PlanBude gehört an eine zentrale Stelle, am Spielbudenplatz - Ecke Taubenstraße."

Die PlanBude wird eine temporäre aber ungewöhnliche Vermittlungsarchitektur, mit Signalcharakter. Als kräftiges Symbol für mehr-Demokratie-wagen-und-neu-erfinden kann Hamburg sich stadtplanerisch intelligent ins Gespräch bringen - und mit einer Aussichtsplattform, Aufenthaltsqualität, Vorträgen und zugänglichen Planungstools, Informations- und Bastelmaterial auch HamburgerInnen und Reisenden einen interessanten kulturellen Mehrwert bieten.

„Vermutlich hätten wir mehr Besucher als die IBA“
Die Initiativen möchten, dass weitere Flächen den aus den ESSO-Häusern evakuierten Gewerbetreibenden zur Zwischennutzung angeboten werden – die sind nämlich bisher weitestgehend leer ausgegangen und teils räumlich unversorgt. „Außerdem lässt sich so der UFO-Effekt neuer Gebäude vermeiden und das urbane Gewerbe erhalten“ unterstreicht Schäfer, „Fair wäre es, den Gastronomen Container proportional zu den Flächen anzubieten, die sie bis zu ihrer Evakuierung hatten.“ Praktisch: Die PlanBude könnte für Veranstaltungen auch auf die provisorischen Räume des Planet Pauli zurückgreifen.

Zlatko Bahtijarevic, Betreiber des ehemaligen Planet Pauli, gefällt die Idee: „Mit einer temporären Containerarchitektur am Spielbudenplatz könnte ich zumindest einige meiner 14 entlassenen MitarbeiterInnen wieder beschäftigen“.

Initiative ESSO-Häuser - Wir sind kein Objekt
St. Pauli selber machen / AG Planung
SOS St. Pauli

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Termine:
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ESSO-Häuser Echo – Ein Nachruf
von Sylvi Kretschmar auf Kampnagel
Do, 01.05.2014 20:00 [Premiere]
Fr, 02.05.2014 20:00
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PlanBude Bauzaunschule #1
Die unsichtbaren Städte von Italo Calvino
Mittwoch 7. Mai 2014
Lesung des gesamten Buchs: 18 Uhr bis ca. 23 Uhr
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Download der Pressemitteilung als pdf hier

Die auf der Pressekonferenz vorgestellte Präsentation des partizipatorischen Planungsprozesses ist hier als pdf verfügbar