Alternativen entwicklen!
Für einen sozial-verträglichen Umgang mit den ESSO-Häusern

Die Initiative ESSO Häuser begibt sich auf Inspirationsreise nach Paris.

13.04.2013

Vom 13.-16.4 wird eine kleine Delegation der Initiative ESSO-Häuser nach Paris reisen, um dort den Tour Bois le Prêtre zu besichtigen und sich mit der Architektin Anne Lacaton auszutauschen. Der Umbau des 17-stöckigen Hochhauses gilt als innovatives, wegweisendes Beispiel für einen Umgang mit Nachkriegsbauten, jenseits einer Abriss-Neubau-Ideologie.

„Niemals abzureißen, abbauen oder ersetzen, immer erweitern, ändern und neu verwenden!“ Das ist die Grundhaltung von Lacaton&Vasall.

Anne Lacaton beziffert diese Haltung in einem Interview wie folgt: „Die Sanierung einer Wohnung kostet 40.000 Euro. Abbruch und Neubau hingegen schlagen mit 150.000 Euro pro Wohnung zu Buche. Das ist eine Vernichtung von Ressourcen.“ Ihre Überzeugung setzen die ArchitektInnen im „Tour Bois le Prêtre“ um. Das 1961 errichtete 17-stöckige Hochhaus wurde in einem partizipativen Prozess mit den BewohnerInnen umgebaut und erweitert, ohne dass die MieterInnen das Haus verlassen mussten. Zudem war die Sanierung am Ende günstiger, als das von der Stadt Paris dafür eingeplante Budget vorgesehen hatte. Seither gilt das Projekt als Vorzeigeprojekt einer zukunftsweisenden Architektur.

Die Initiative ESSO-Häuser hat schon öfters auf dieses Beispiel in Paris hingewiesen. „Nun fahren wir selber nach Paris, tauschen uns mit der Architektin und den BewohnerInnen aus. Wir wollen konkret schauen, was wir aus dem Projekt für die ESSO-Häuser lernen können. Was davon hier bei uns umsetzbar ist“, so eine Vertreterin von der Initiative ESSO-Häuser.

Die Initiative wird nach dem Besuch in Paris über ihre Erfahrungen und Erkenntnisse berichten.

Weiterführende Informationen zum Thema:


Die Zukunft ist jetzt!

Ein Gespräch mit Anne Lacaton im Baunetz (Online-Architekturmagazin)

Die Parallelen zu den ESSO-Häusern werden hier sehr deutlich:

„Wir hatten zwei Hauptideen: Die erste war die Erweiterung und Verbesserung des Wohnraums; zweitens sollte das Projekt für und mit den Bewohnern realisiert werden. Auf diese Weise konnten wir mit einem großen Vertrauen der Mieter in das Projekt starten. Die ersten sechs Monate gab es viele Besprechungen; dann haben wir die Pläne überarbeitetet, die Typologien verändert und angepasst. Nach den Gruppentreffen haben wir alle Bewohner einzeln besucht, sind mit ihnen die einzelnen Schritte durchgegangen und haben die jeweiligen Baumaßnahmen besprochen, bei 100 Wohnungen ein nicht ganz unkomplizierter Prozess! Aber: Die enge Zusammenarbeit mit den Bewohnern war eine der Chancen des Projekts. Auf diese Weise ist für uns neben dem Bauherrn ein dritter Partner entstanden.“

Den kompletten Artikel im Baunetz


Ein Balkon für Madame

Interview mit Anne Lacaton aus der standard.at

„Der Tour Bois Le Prêtre [...] ist das jüngste Paradebeispiel für den Umgang mit alter und bauphysikalisch unattraktiver Bausubstanz. Anstatt den 16-stöckigen Turm in einen Styropormantel zu quetschen oder gar abzureißen und wieder neu aufzubauen, entschied sich Paris Habitat, das für den sozialen Wohnbau in der Stadt zuständig ist, zur Bestandssicherung und Wohnraumverbesserung und schrieb einen Wettbewerb aus. Rund um den hässlichen Sechzigerjahre-Wohnturm wurde ein drei Meter tiefes Stahlgerüst gestellt. Die alten Außenwände wurden abgerissen und durch eine Fassade aus Glas und Polycarbonat ersetzt. Dahinter blieb alles beim Alten. Kein Häkeldeckerl musste verschoben, kein Teddybär delogiert werden. Die gewonnenen Quadratmeter sind nicht nur eine Erweiterung des Wohnzimmers in der warmen Jahreszeit, sondern auch ein Wärmepuffer gegen Hitze und Kälte. Die Heizkosten wurden auf diese Weise um 60 Prozent gesenkt.“

Der komplette Artikel im Standard



Möglichkeiten der Nachkriegsmoderne | Umbau in Paris von Druot und Lacaton Vassal

Artikel im Baunetz (Online-Architekturmagazin)

„Doch sollte der Tour Bois-le-Prêtre nicht aufgewertet werden, um neue Eigentumswohnungen für die Pariser Bohème zu schaffen. Die Wohnungen sollten weiterhin einkommensschwachen Familien zur Verfügung stehen. Ausschlaggebend für die gelungene Sanierung an der Porte Pouchet war, dass die Bewohner direkt in den Umbauprozess miteinbezogen wurden. Die Mieter behielten ihre Wohnungen oder zogen innerhalb des Hauses um; während der Umbauarbeiten war das Hochhaus die ganze Zeit bewohnt. Vielleicht etwas umständlich, aber nur so konnten die Architekten sicherstellen, dass der soziale Wohnungsbau auch sozial bleibt. Heute ist der Tour Bois-le- Prêtre wieder Vorzeigeprojekt und Prototyp – und ein gebautes Fundament der Studie PLUS.“


Der komplette Artikel im Baunetz

Download der Pressemitteilung als pdf hier